Darf ich mich vorstellen? Ich bin Leopold Zausel von der Distelbeck. Willkommen in meinem virtuellen zu Hause.

Leider habe ich vor langer Zeit mein Heim verloren und musste eine Zeit lang auf der Straße leben. Aufgrund einer kleinen Fehlfunktion meiner Schilddrüse wurde ich dort sehr krank und brauchte dringend Hilfe. Meine Retter vom Tierschutzverein Groß-Essen e. V. haben nicht lange gefackelt und mich zu sich genommen. Dort wurde ich mit viel Liebe von den Pflegern aufgepäppelt und durfte sogar für ein paar Tage in ein Katerhotel mit VIC*-Zimmer. Die Wirte Bea und Ernst haben mich dort besonders gut behandelt und sich hervorragend um mich gekümmert. Und am 23. Dezember 2011 war es dann soweit: Ich bekam mein neues zu Hause mit eigener Schmuserin und Betreuerin, die nur noch für mich da ist.

Meine Namensgebung war so eine Sache. Da ich im Distelbeckhof in Essen-Katernberg (ein sehr schöner Stadtteil-Name!) gefunden wurde, nannten die Leute im Tierheim mich Distel. Bea und Ernst haben festgestellt, dass ich aussah wie ein Zausel, da ich ziemlich übel vom Tierheim-Frisör zugerichtet wurde. Doch meiner Betreuerin verriet ich meinen vollständigen Namen: Leopold Zausel von der Distelbeck, für Freunde kurz Leo.

*) VIC = very important cat

Mittwoch, 22. Februar 2012

Katerversammlung

Meiner Dosine habe ich gestern ein großes Geheimnis verraten. Aber ich bin mir sicher, dass sie das nie ausplaudern würde und daher wollte ich ihr dieses Geschenk des Vertrauens machen.

Ich erzählte ihr aus meiner Zeit auf der Straße. Mein Freund Kalle hatte mich ja unter seine Fittiche genommen. Und er führte mich auch in die gehobene Katergesellschaft ein. Ich wurde in die „Bruderschaft des Katernbergs“ aufgenommen. Wie es dazu kam?

Nachdem ich mich nach den Zeiten des großen Hungers ein wenig wohler fühlte, entschied Kalle, dass ich nun noch einen Schritt zum Katersein vollziehen müsste.

Montag, 20. Februar 2012

Kater mit Migranten-Hintergrund

Als meine Schmuserin gestern nach Hause kam, brachte sie etwas besonderes zu fressen mit. Sie öffnete eine Tüte und ein ganz spezieller Duft breitete sich in unserer Küche aus. Mhm, Döner. Wisst Ihr, wie lange ich keinen Döner mehr hatte? Das ist schon ewig her.

Damals zog ich durch die Lande und landete in Gelsenkirchen-Horst. Dort gibt es die beste Döner-Bude weit und breit.

Es war ein angenehmer Abend als ich das erste Mal diesen wunderbaren Duft aufnahm. Ein orientalischer Geruch, gepaart mit leckerem Kalbfleisch. Genau das richtige für mich. Wie hypnotisiert verfolgte ich diesen Duft und landete auf einem Hinterhof.

Samstag, 18. Februar 2012

von Bea zur Ela, mein letzter Umzug

Fortsetzung von VIC

Bei Bea und Ernst bekam ich endlich die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die ich mir gewünscht hatte.

Jeden Morgen kam die liebe Frau zu mir ins Zimmer und brachte mir Leckerchen und frisches Futter. Dann setzte sie sich zu mir, trank eine Tasse Kaffee während ich frühstückte und erzählte mir ein wenig von sich und von dem Raum, in dem ich jetzt wohnen würde.

Normalerweise hätte sie hier Katerinnen, die ihre Sprösslinge aufziehen würden. Das wäre so etwas wie ein „Ledige Mütter Heim“ für Katerinnen. Ich guckte sie fragend an, was ich denn dann hier machen würde. Soweit ich mir über meinen Zustand bewusst war, war ich erstens keine Katerin und zweitens auch nicht tragend. Sie lächelte mich an und erklärte mir, dass sie manchmal auch ganz besondere Gäste bei sich aufnehmen würde und diese eine Zeit lang betüddeln würde, bis diese ihr endgültiges zu Hause bekommen würden.

Montag, 13. Februar 2012

VIC = very important cat

Fortsetzung von Im Tierheim

Mit der Zeit erholte ich mich langsam, saß aber immer noch in der kleinen Box fest. Aus welchem Grund auch immer, niemand kam um mich zu sich zu holen. War es, weil ich krank bin? Ich bekam schon mit, dass es mit meiner Gesundheit nicht zum besten stand. So dumm bin ich ja nicht.

Die anderen Kater und Katerinnen in den Boxen durften irgendwann in die Wohnboxen im Haupthaus. Ich musste in der Krankenstation bleiben. Die Kater erzählten sich, dass ganz viele Menschen in das Haupthaus kommen und einen Hauskater oder eine Hauskaterin für sich suchten. Das war doch genau das, was ich wollte. Außerdem gäbe es da Kratz- und Kletterbäume und wenn man Glück hat sogar etwas Außengehege.

Sonntag, 12. Februar 2012

Fotomodell

Es gibt Sachen, die meine Schmuserin und Sekretärin kann, und es gibt Sachen, die sie definitiv nicht kann.

Sie kann
  • gut Thunfischdosen öffnen
  • meine Geschichten aufschreiben
  • mich schmusen
  • gute Laune verbreiten

Sie kann nicht
  • singen
  • gut bürsten
  • fotografieren

Samstag, 11. Februar 2012

Im Tierheim

Fortsetzung von: Mein Freund Kalle

Da saß ich nun in dieser Tragekiste und wurde von der Frau zu einem Auto gebracht.

Ich war so aufgeregt. Ganz doll habe ich gezittert. Ja gut, ich hatte auch furchtbare Angst aber ich wusste, schlimmer geht’s nimmer. So mies, wie ich mich zu der Zeit fühlte, war ich schon froh, dass überhaupt eine Veränderung meiner Situation kam. Und ganz ehrlich? Mir war es schon fast egal.

Wir kamen an einen Ort, von dem ich schon einiges gehört hatte. Das Tierheim. Dort wurde ich in warme Decken gepackt und bekam erst einmal eine anständige Portion Leckerchen und frisches Wasser. Alle kamen um mich anzugucken. Ich muss wohl sehr schlimm ausgesehen haben, denn sie sagten „Oh“ und „Ach weh“.

Freitag, 10. Februar 2012

Heiligkeit

Wir leben heutzutage in sehr unheiligen Zeiten. Das will ich hier mal einfach so festhalten.

Schon vor Jahrtausenden war klar, dass wir Kater nicht nur eine simple Naturerscheinung sind, sondern heilige Wesen, die auf der Erde wandeln. Die für meine Begriffe höchste Entwicklung des Menschen geht einher mit der höchsten Verehrung meine Rasse.

Uns wurde bei den alten Ägyptern eine eigene Gottheit zugestanden und für uns wurden Tempel gebaut, in denen Opfer dar gebracht wurden und wir dementsprechend angebetet wurden, wie es für so edle Geschöpfe angebracht ist.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Mein Freund Kalle

Meinen Freund Kalle habe ich in den Zeiten auf der Straße kennen gelernt. Er ist ein junger Kater, erst zwei oder drei Sommer alt und ein absoluter Freigeist. Schon seine Mutter war frei und hatte keine Dosenöffner, die sich um sie kümmerten. Und das wollte sie auch gar nicht. Und als sie dann Kalle und seine Geschwister auf die Welt brachte, war klar, dass die Kleinen auch keine Menschen brauchen sollten.

Ich war schon ziemlich abgekämpft, hungrig und müde, als Kalle mich fand. Er beobachtete mich, als ich aus einer Mülltonne ein paar Reste fischte und sprach mich von hinten an. Vor Schreck viel ich fast in die Tonne hinein. „Was machst Du denn da?“ fragte er mich.

Dienstag, 7. Februar 2012

DRINGEND!!! Pflegestellen gesucht

Hallo liebe Leser,

heute wende ich mich mal persönlich an Euch. Wie Ihr ja lesen konntet, war ich heute mit dem Leo im Tierheim um ihn untersuchen zu lassen. Leider sind die Katzenboxen dort alle voll und der Tierschutzverein Groß-Essen e.V. bräuchte dringend Pflegestellen für die Lieblinge.

Wenn Ihr derzeit kein Haustier habt, überlegt doch bitte, ob ihr nicht einem armen Wesen ein zu Hause oder wenigstens eine Pension anbieten könnt. Gerade ältere Tiere leiden besonders im Tierheim, insbesondere wenn sie zuvor ein schönes zu Hause hatten. Doch gibt es leider auch immer wieder geschundene Seelchen, die dringend eines Heimes bedürfen.

Brrrrr

Habt ihr die letzten Tage mal die Nase vor die Tür gehalten? Boah is dat kalt!

Ich armer schwarzer Kater musste heute mal wieder zur Tierärztin ins Tierheim. Wie ihr Euch vorstellen könnt, fand ich das gar nicht so gut. Insbesondere diese Kälte hat mir doch zugesetzt. Mein Fell weist immer noch prägnante Lücken auf und kann mich dementsprechend nicht wirklich wärmen. Zum Glück habe ich für solche Fälle eine Chauffeuse, die mich von Tür zu Tür bringt.

Montag, 6. Februar 2012

Hüpf hüpf!

Es kommt hier des öfteren vor, dass die Dame des Hauses für mich unbegreifliche Dinge tut.

Was jedoch hier in den letzten Tagen so abgeht, ist schon wirklich nicht mehr normal. Selbst für Menschenfrauen nicht! Wenn es nicht besser wird, werde ich sie wohl mal doch zum Arzt schicken müssen.

Vor drei Tagen wollte meine Dosine einkaufen gehen. Sie ging also zum Kleiderschrank, schnappte sich eine Hose und versuchte diese anzuziehen. Die Betonung liegt auf VERSUCHTE! Denn dieses Winterfell ließ sich nicht über den Popo ziehen. Doch anstatt sich einfach eine andere Hose zu nehmen, pellte sie sich wieder aus dem Ding heraus und schmiss es sauer in eine Ecke. Da guckte selbst ich verdutzt, war sie doch sonst fast immer ausgeglichen.

Sonntag, 5. Februar 2012

Mein Opa, der Held

Heute will ich Euch von einem meiner Urahnen erzählen. Diese Geschichte hat meine Mutter schon von ihrer Mutter gehört und diese wiederum von ihrer u.s.w.. Und ich schwöre Euch! So ist es passiert. Bei meinen Barthaaren.

Vor vielen vielen Jahren, als es noch nötig war, dass wir Kater unseren Lebensunterhalt zu verdienen hatten, war ein Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater von mir Seefahrer. Er hielt auf hoher See die Ratten an Bord in Schach und durfte dafür über die Weltmeere fahren.

Es war zu den Zeiten des letzten großen Krieges, der hier geherrscht hatte. Oscar, mein Urahn heuerte auf der großen, berühmten Bismarck an und bekam den Job als Bordkater. Sein Schiffsalltag gestaltete sich schnell sehr bequem, da er die Rattenplage an Bord locker händelte. Die Besatzung mochte ihn gut leiden und so bekam er regelmäßig seine Leckerchen, wurde aber auch nie dick, da die Ratten- und Mäusejagd ihn fit hielt.

Samstag, 4. Februar 2012

Stöckchenholer

Wie Ihr ja schon bemerkt habt, besinne ich mich in meinem nun doch schon späterem Leben ein wenig und versuche die kleinen Eigenarten der Welt zu erörtern. Insbesondere, wenn meine Schmuserin nach Hause kommt und seltsame Gerüche an sich hat, kommen auch Erinnerungen hoch.

Gestern kam sie zum Beispiel nach Hause und roch nach einem Stöckchenholer. Diese kläffenden Vierbeiner meinen noch immer, uns den Rang als beliebteste Fellnasen abringen zu wollen. Das werden sie aber nie schaffen. Denn im Gegensatz zu ihnen sind wir Kater und Katerinnen viel selbstständiger und müssen nicht immer brav mit dem Schwanz wedeln, wenn wir mal aufs Töpfchen wollen.

Einladung von Ela

Als Leos Sekretärin machte es mir einen riesen Spaß, seine Geschichten aufzuschreiben. Und glaubt mir, Leo hat noch viele Geschichten auf Lager.
Doch manchmal habe ich auch das Bedürfnis, mal aus meiner Sicht zu beschreiben, wie es Leo geht und was wir erleben. Kleine Gegendarstellungen möchte ich auch mal schreiben können, ohne dass der Leo seine Reputation vor Euch verliert.
Daher habe ich mir einen eigenen Blog eingerichtet, in dem ich mal schreiben darf, was ich denke.
Ihr seid mir alle sehr willkommen.

Freitag, 3. Februar 2012

Eine Alternative zur Treppe?

Ein wenig bekloppt ist meine Betreuerin ja schon manchmal.

Gestern rief sie mich zu sich an die Klapper-Bunt-Kiste und zeigte mir einen Film. Ich solle mir doch überlegen, ob ich im Frühjahr mit einem solchen Arrangement klar kommen würde. Dann dürfte ich auch mal raus gehen.

Nachdem ich den Film sah, drehte ich mich wortlos um und ging aus dem Zimmer. Soll sie sich doch überlegen, ob ich das mit ihr machen kann. Umgekehrt aber ganz bestimmt nicht.

Da warte ich lieber, bis wir zusammen raus gehen.

  

Donnerstag, 2. Februar 2012

Medukation

Heute vor genau sechs Wochen bin ich hier eingezogen. Man sollte ja jetzt meinen, dass meine Profischmuserin und ich uns inzwischen auf alles Wesentliche geeinigt hätten.

Aber weit gefehlt. Ein Thema wird bei uns täglich zum Kampf. Sie will, aus einem mir nicht relevanten Grund heraus, dass ich diese ekeligen kleinen Dinger esse, die sie mir unter zu schieben versucht.

Zwei Sorten davon soll ich nehmen. Die einen konnte ich ihr schon abgewöhnen. Die hat sie anfangs immer versucht, in Leckerli-Stangen zu verstecken. Ja denkt die denn, ich sei ein Stöckchenholer und würde alles fressen, was man mir unter die Nase hält? Weit gefehlt. Die Leckerli-Stange fresse ich ja sehr gerne, aber das gelbe Ekelzeug spucke ich immer aus. Und sie hat vieles versucht. Das muss ich ihr ja lassen.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Felicitas

Manchmal trifft sich meine Betreuerin mit Bernd. Dann ist sie für ein paar Stunden weg. Wenn sie nach Hause kommt, pfeift sie vor sich hin und scheint besonders guter Laune zu sein. Bisher durfte er noch nicht zu mir zu Besuch kommen. Sie ahnt wohl schon, dass ich keinen anderen Kater neben mir dulden würde.

Aber wenn sie mir sagt, dass sie zu ihm geht, schnurre ich ihr immer liebe Grüße hinterher. Er soll die aber ja nicht selbst abholen kommen (ich meine die Grüße).

In den Stunden, in denen ich allein zu Hause bin, träume ich von vergangenen Zeiten. Von den Zeiten mit wunderschönen Katerinnen und meinen Liebesgesängen. Ich war der beste Sänger weit und breit. Und die Katerinnen erfreuten sich jede Nacht an meinem Gesang. Selbst die Menschen schmissen Schuhe zum Beifall, wenn ich der besonders schönen Roten mein Liebeslied vortrug.